Jahnplatz Bielefeld: Umbau und kein Ende

Bi_Jahnplatz

Anm. des Verfassers: Ob der Jahnplatz jetzt schöner oder zweckmäßiger ist als zuvor, liegt eher im Auge des Betrachters. Dass man einen Platz neugestaltet und die 4.000 Quadratmeter darunter dabei vergisst, ist ein Skandal.

Schauen wir uns die Chronologie des Jahnplatz-Desasters einmal auf der Basis von Print-Artikeln und Radiosendungen an. Nach jahrelangem Niedergang: Bielefeld hat Pläne für Jahnplatz-Forum Stand: 29.12.2022, 19:45 Uhr Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen will dem Stadtrat im Januar vorschlagen, dass die Stadt die unterirdische Einkaufspassage am Jahnplatz kaufen soll. Unter der Erde, auf dem Weg zwischen zwei Fußgängerzonen im Trockenen shoppen, flanieren, essen und trinken – so etwas war einmal im Jahnplatztunnel möglich. Heute besteht das Forum Jahnplatz fast nur noch aus leeren Geschäften. Passanten sagen: Es fühlt sich an wie ein Friedhof, nicht mehr so wie früher.

https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/jahnplatz-forum-bielefeld-stadt-kaufplaene-100.html

Clausen: „So ändern sich die Zeiten.“ Das Konzept vom unterirdischen Shoppen sei nun mal eines aus einer anderen Zeit, sagt Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen: „Da ging es darum, die City autofreundlich zu gestalten. Die Menschen sollten eher unter der Erde laufen, also sicher vor den Autos.“ „Heute sehen wir es genau andersrum und sagen: Den Menschen gehört die Stadt, die sollen oben die Stadt genießen.“ Der Autoverkehr müsse diesem Konzept zufolge dem Menschen nachgeordnet werden. „So ändern sich die Zeiten.“

Anm.: Ein neues Verkehrskonzept ergibt Sinn, wenn es denn durchdacht ist. Eine Bewertung dessen ist nicht Gegenstand dieses Artikels.

https://www.steuerzahler.de/aktuelles/detail/bielefelder-jahnplatz-umbau-doppelt-soteuer

In der Planungsphase im Herbst 2018 ging man für das Projekt von Gesamtkosten in Höhe von 13,9 Millionen Euro aus. Damals wurden die Bauflächen deutlich geringer angesetzt. Statt 22.000 wurden lediglich rund 14.000 Quadratmeter Verkehrsfläche eingeplant. Die ursprünglichen Planungen wurden im Verlaufe des Planungsprozesses jedoch stark erweitert, um einen noch größeren Erfolg bei der Reduzierung der Kfz-bedingten Emissionen und der Umsetzung des Förderprojekts „Emissionsfreie Innenstadt“ zu erzielen. Bedeutet: Die lieben Fördergelder lockten… … Gleichzeitig sind die Kosten noch einmal in die Höhe geschossen. Statt der ursprünglich geplanten 13,9 Millionen Euro für den Umbau, rechnet die Stadt aktuell mit 27,5 Millionen Euro. „Wesentlich aufwendigere Arbeiten“ hätten zur Kostensteigerung geführt – unter anderem im unterirdischen Forum. Außerdem gab es Lieferschwierigkeiten und eine generelle Verteuerung des Baumaterials. Somit wird auch der städtische Haushalt belastet: Statt der geplanten 6,9 Millionen Euro müssen nun 8,8 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Die fehlenden 1,9 Millionen Euro sollen aus Mitteln für Radverkehrsprojekte genommen werden, deren Umsetzung sich bereits verzögert hatten. Anm: Inzwischen schreiben wir das Jahr 2023. Die Beleuchtung ist noch nicht fertig, den Läden im Jahnplatztunnel ist seit langem gekündigt und jetzt? Bis vor kurzem konnte man auf der Betreiberseite des Tunnels, der Firma Zamberg, die geplante Schließung des Tunnels nachlesen. Inzwischen ist das Projekt dort nicht mehr aufgeführt. https://www.spd-bielefeld.de Verhandlungen sollen zum Jahresende abgeschlossen sein Clausens Vorschlag: Die Stadt soll den Tunnel von privaten Investoren kaufen. Und es ist anscheinend dafür auch bereits ein konkreter Preis ausgehandelt. Die Verhandlungen mit dem jetzigen Eigentümer der Einkaufspassage will die Stadtverwaltung zum Jahreswechsel abschließen. Sechs Millionen Euro hatten die Eigentümer vor zwei Jahren hier reingesteckt. Wie hoch der Kaufpreis nun sein könnte, wird nicht verraten.

Vorschlag für Stadtrat im Januar Die Passage möchte Clausen stilllegen, um den Jahnplatz dann oberirdisch verschönern zu können. Auch das will er dem Stadtrat im Januar vorschlagen. Anm: Der Verfasser sieht hier keinen Zusammenhang. Die Möglichkeit, hier zuzugreifen, habe man laut Clausen, weil der Eigentümer das Forum weitgehend entmietet habe. „Das ist das Zeitfenster, in dem man zuschlagen kann, um eine andere strategische Lösung mit diesem Forum zu gestalten.“ Stadt will Eingänge verschließen Der Brand im Tunnel vor wenigen Wochen – vermutlich war es Brandstiftung – ist ein weiteres, unschönes Zeichen des Niedergangs. Wenn es nach der Stadt geht, werden die Eingänge gesichert und verschlossen, aber die Fläche nicht zugeschüttet. Vielleicht habe ja die nächste Generation wieder eine Idee, was man mit dem Tunnel machen kann und will ihn wieder öffnen. Eine Raveparty, wie vor 28 Jahren, wird in der nächsten Zeit hier aber wohl nicht stattfinden. Anm.: Jugendzentrum, Kleinkunsttheater, Fahrradparkplatz oder zuschütten. Einfach zumachen geht langfristig nicht. Bausubstanz wird marode. Irgendwann bricht die Decke ein. Also: Kaufen wird erst einmal teuer, Umbauten werden es ebenfalls, eine Verfüllung würde zu weiteren langfristigen Baumaßnahmen führen. Es ist völlig gleich, welche Lösung kommt. Die Steuerzahler müssen mal wieder eine Menge Geld in die Hand nehmen. Wir werden Zeugen der klassischen Salamitaktik bei schlecht geplanten Projekten. Aber vielleicht findet unser Stadtrat noch eine Lösung, die mal kein Geld kostet, sondern welches einbringt. Es wäre an der Zeit.