Wasser ist Macht

Wasser ist Macht

Gibt es Tendenzen zur Privatisierung von Trinkwasser in Bielefeld?

Mit der nationalen Wasserstrategie des Bundes sollen die folgenden Ziele erreicht werden, wie wir beim zuständigen Ministerium nachlesen können.      
(https://www.bmuv.de/wasserstrategie)

  • Trinkwasserversorgung sichern – überall, jederzeit und bezahlbar auch im Jahre 2050
  • Wasser speichern – auf dem Land und in der Stadt
  • Naturnahe Wasserhaushalte wiederherstellen – mit der Natur gegen Hochwasser schützen.

Da Trinkwasser unsere wichtigste Lebensgrundlage ist, klingen diese drei Ziele zunächst sehr vernünftig. Im Zuge dieser Strategie ist der Bau einer ca. 18 Kilometer langen Fernwasserleitung geplant, die Bielefeld jährlich mit 25 Millionen m³ Wasser aus Sauerland und Ruhrgebiet versorgen soll.

Im Zuge dieses Projektes „… erörterte man auch Partnerschaften mit Versorgern wie der GELSENWASSER AG. „Insbesondere beim Thema Fernwasserbezug hat Gelsenwasser umfangreiche Erfahrungen und entsprechende Expertise. Für unseren Aufsichtsrat war dieser Austausch deshalb nicht nur spannend und informativ, sondern hat auch strategische Möglichkeiten und Herausforderungen für die Wasserversorgung der Zukunft aufgezeigt“, erläutert Stadtwerke-Geschäftsführer Martin Uekmann.“ Mehr dazu gibt es unter dem folgenden Link: https://www.stadtwerke-bielefeld.de/presse/detail/stadtwerke-bielefeld-kooperieren-mit-der-gelsenwasser-ag/

Anm: die Aktien der Gelsenwasser AG gehören zu 92,9% den Stadtwerken Bochum und Dortmund. 7,1% der Aktien befinden sich im Streubesitz. Da städtische Unternehmen dem Gemeinwohl verpflichtet sind, stellt sich der Verfasser besorgt folgende Fragen, die die Organisation des Projektes betreffen.

1.  Was hat die -NEWCo Neue Energie- und WärmeConcepte GmbH, Bielefeld- damit zu tun,
die zunächst einmal eine GmbH und Co KG gründen wird, wahrscheinlich um das Haftungskapital auf 25.000,– € zu beschränken. Gelsenwasser wird 50% der Kommanditanteile halten. Der Verfasser teilt hier die Bedenken des BUND. (www.bund-bielefeld.de) Bedeutet diese Unternehmenskonstellantion den Einstieg in die Privatisierung unserer Wasserversorgung? Wer wird die anderen 50% halten?

2. Wie sinnvoll ist diese Leitung überhaupt, wenn lt. BUND
es besonders in den Jahren 2018 bis 2022 im Ruhrgebiet – im Unterschied zu Bielefeld – schon häufig Wasserprobleme gab? Trinkwassertalsperren wiesen im Sommer sehr geringe Wasserstände aus, reduzierte Abflüsse bedrohten das Leben in Flüssen und Bächen. Deshalb bereitet die Landesregierung aktuell sogar eine Gesetzesänderung vor, die eine weitere Reduzierung der Mindestabflussmengen der Flüsse im Einzugsgebiet der Ruhr ermöglicht, damit die Trinkwasserversorgung dort weiter gesichert werden kann.

  • in Bielefeld kritische Phasen in den Jahren 2018 – 2022 problemlos bewältigt werden konnten, während es in anderen Teilen von OWL Versorgungsengpässe gab?
  • seit 1990 der Pro-Kopf-Verbrauch von 135 auf 120 Liter zurück gegangen ist?
  • die Sommerhalbjahre trockener werden, die Winterhalbjahre (relevant für die Grundwasserneubildung) feuchter.

Zusammenfassend lässt sich daraus schließen, dass eine ökologisch unnötige Aktion das enorme Risiko einer zunehmend privatisierten Wasserwirtschaft birgt, die zwangsläufig zu Lasten des vom Trinkwasser abhängigen Verbrauchers auf Gewinnmaximierung basiert.

Lösungsvorschläge:

  • Die Trinkwasserversorgung muss dem Gemeinwohl verpflichtet sein.
  • Die neue Fernwasserleitung braucht niemand!
  • Vor Ort können kostengünstig weitere Stau- und Sickerflächen erschlossen werden!

P.S.: Bereits 2006 veröffentlichte der Verlag Kiepenheuer & Witch, Köln, Wolfgang Schorlaus Buch mit dem Titel „Fremde Wasser“ (ISBN 978-3-462-03748-7). Dieser Roman kann natürlich nicht als wissenschaftliche Grundlage zur Analyse der Trinkwasser-Versorgungsprobleme herangezogen werden. Hilfreich ist er allerdings dabei, sich in diese Thematik hineinzudenken.