Über das Temperaturempfinden und die Farbkodierung der Wetterkarte

Temperatur

Über das Temperaturempfinden und die Farbkodierung der Wetterkarte

Passen die Farben der Temperaturwetterkarten zur
physiologischen Realität und der eigenen Wahrnehmung?

Ein Beitrag von Dr. Klaus Mengedoht

Die Luft-Temperatur ist eine physikalische Zustandsgröße, welche die mittlere kinetische Energie pro Luft-Teilchen und „Bewegungstyp“ beschreibt. Die Temperatur ist damit ein Maß für den durchschnittlichen ungerichteten, also zufälligen, Bewegungsenergieanteil (kinetische Energie) einer Ansammlung von Luft-Teilchen.

Die Wärmeempfindung des Menschen beruht nicht unmittelbar auf der Temperatur, sondern auf dem Wärmestrom auf und über die Haut. Temperaturen oberhalb der Oberflächentemperatur der Haut fühlen sich warm an, solche unterhalb empfinden wir als kalt.

Für den Wärmestrom über die Haut spielen zusätzlich Wind/Luftzug und Luftfeuchtigkeit eine große Rolle, wodurch die Wärmeempfindung trotz gleicher physikalischer Lufttemperatur unterschiedlich verändert wahrgenommen wird. Diese gefühlte Temperatur (Kühlgrenztemperatur) unterscheidet sich teilweise erheblich von der tatsächlichen physikalischen Temperatur.     
(Quelle:­­­­­­­­­­­­­­­­­­­­ https://www.chemie.de/lexikon/Temperatur.html).

Was ist die Kühlgrenztemperatur? Sie berechnet sich aus der Kombination von Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit. Die Kühlgrenztemperatur ist die tiefste Temperatur, die vom Körper mit Verdunstungskühlung (Schwitzen) erreicht werden kann; sie liegt in der Regel deutlich unter der Lufttemperatur. Man muss sich das so vorstellen: Je trockener die Luft ist, desto mehr Schweiss kann der Körper verdampfen, und desto tiefer ist die Kühlgrenztemperatur.

Bei 38 Grad Lufttemperatur und niedrigen 30 Prozent Luftfeuchtigkeit beträgt die Kühlgrenztemperatur 24 Grad, ist also für den Körper Problemlos zu ertragen. Bei einer (hypothetischen) Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent aber, wenn gar kein Schweiss mehr verdunsten könnte, wäre die Kühlgrenztemperatur gleich hoch wie die Lufttemperatur, also 38 Grad (Quelle: Dr. med. Susanna Stöhr und Dr. med. Christine Marty, Arbeitsmedizinerinnen im Buch «Extrem – Was unser Körper zu leisten vermag »> von Hanns-Christian Gunga).

Es gibt einen idealen Temperaturbereich, in dem sich alle Menschen wohlfühlen. Der liegt zwischen 18 und 25 °C. (Quelle: Biometeorologe Andreas Matzarakis      
https://www.galileo.tv/gesundheit/hitze-kaelte-temperaturen-empfinden-mensch-unterschiedlich/).

Wie fühlen wir Temperaturen? In unserer Haut verfügen wir über Kalt– und Warmrezeptoren, die im Bereich von 15° bis 45 °C arbeiten und vor allem Hauttemperaturveränderungen melden, bei konstanter Hauttemperatur uns aber auch das aktuelle Temperaturniveau fühlen lassen: frostig, kalt, angenehm, warm, sehr warm, heiß. Und „indifferent“, neutral – d.h.:, weder warm noch kalt.  
Die als neutral empfundene Hauttemperatur, die Indifferenztemperatur, liegt für Unbekleidete (also fürs Freibad) bei 28 – 29 °C, für Bekleidete (Zimmertemperatur) bei ca. 21 – 22 °C. Es ist der Temperaturbereich, in dem die Impulsraten der Kalt- und Warmrezeptoren annähernd identisch sind. Die Indifferenztemperatur ist diejenige Lufttemperatur, bei der unser Körper ein Minimum an Wärmeregulation betreiben muss.

Die Indifferenztemperatur kann individuell variieren: sie ist abhängig vom Ausmaß des subkutanen Fettgewebes (auch Unterhautfettgewebe), dem Körperbau und der Stoffwechsellage – z.B. bei Neugeborenen ist die Indifferenztemperatur ca. 3 bis 7 °C höher, da Neugeborene eine relativ große Körperoberfläche und im Vergleich geringere Menge Unterhautfettgewebe besitzen.
(Quelle: Med. Fachwissen).

Ordnen Sie den Farben die für Ihr Empfinden passenden Temperaturbereiche zu!
Wählen Sie zuerst die gefühlt passenste Farbe für die Indifferenztemperatur (21°) aus und markieren diese mit einem X.

Dann zeichnen Sie unten im Kreis Pfeile / Linien von den Temperaturbereichen zur
jeweils gefühlt best-passenden Farbe:

Frost:                                                -20 < (-20 bis -11) (-10 bis -01)
Unterhalb Indifferenztemperatur: (0- 4) (5- 9) (10- 14) (15- 19)
Ab Indifferenztemperatur:             (20-24) (25-29) (30-34) (35-39) >40 Grad

Die beiden hier gezeigten Temperaturfarbskalen haben bei 15 °C beide die gleiche Farbe – ein neutrales Gelb. Oberhalb und unterhalb unterscheiden sie sich deutlich:

1.) Indifferenztemperaturbereich: links bereits Übergang ins Rötliche, rechts ein neutrales noch kühles Gelb. Die linke Skala visualisiert also 15°-16° als indifferent, was physiologisch falsch ist.
2.) 25-30 Grad: links bereits ein tiefes starkes Rot, rechts ein mild-warmes Ocker.
3.) 30-35 Grad: links schon Übergang ins Violett, rechts ein mildes Rot.

In Zahlen:
die Skala links zeigt 16° an wie rechts 20°, 18° wie rechts 25°,
22° wie rechts 30° und 26° wie rechts 35°

Mit der linken Skala werden die Temperaturen oberhalb 15 °C stark überschätzt. Die Kühle unterhalb 15 °C wird gefährlich unterschätzt, insbesondere die Kältezone abwärts durch Verbreiterung des grünen Bereichs bis 0 °C.         
Die ARD verwendet derzeit (Stand November 2023) oberhalb  15 °C die linke Farbskala, aber unter 15 °C die rechte.